Wenn Theorie schwer fällt: Fachpraktiker

29.03.2015 CJD Institut für Weiterbildung und Kompetenzförderung Südwestfalen « zur Übersicht

Quelle: OVZ vom 25.03.2015

Immer häufiger bleiben Ausbildungsplätze in Oberberg unbesetzt. Das liegt einerseits daran, dass der Nachwuchs rar ist, andererseits ist vielen jungen Männern und Frauen die Bandbreite der Ausbildungsberufe in Industrie, Handwerk und Dienstleistung gar nicht bekannt. Wir stellen auf diesen Seite eine Reihe weniger populärer, aber nicht minder chancenreicher Berufe vor.


Den Auftakt macht ein verkürzter Ausbildungsgang, der sich an junge Menschen mit Lernschwierigkeiten richtet- der "Fachpraktiker im Verkauf".
20 Heranwachsende im Zuständigkeitsbereich der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach- dazu gehört auch das Oberbergische- durchlaufen derzeit eine solche Kurzausbildung. Sie sind von der Arbeitsagentur aufgrund ihrer Lernschwierigkeiten als "besondere Personengruppe" eingestuft. Kooperationspartner der Agentur, Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb zugleich ist das Christliche Jugenddorfwerk Deutschland (CJD) mit seinen Lehrwerkstätten in Gummersbach. "Hier arbeiten wir immer praxisnah", betont Ausbilder Stefan Borner und deutet auf die Übungstheke, an der die früheren Förderschüler heute Verkaufsgespräche führen. Die Lehrzeit in einem Fachpraktiker- Beruf dauert nur zwei Jahre, deutlich reduziert ist die Theorie. Ein Wechsel in eine reguläre, drei- bis dreieinhalbjährige Ausbildung ist aber möglich.

Seit 2004 bietet das CJD solche Verkaufsausbildungen an. Die Raps- Werkstätten in Marienheide sind ein weiterer Anbieter solcher Ausbildungen vor allem in hauswirtschaftlichen und handwerklichen Berufen.

"Jeder hat ein Recht auf Betätigung", betont Regine Bültmann-Jäger, zuständige Bereichsleiterin in der Geschäftsstelle Oberberg der Industrie- und Handelskammer. "Doch für manchen Schüler ist die reguläre Ausbildung einfach zu hoch gegriffen". Jede Fachpraktiker- Ausbildung endet mit einem Kammerzeugnis, das den Weg in ein festes Arbeitsverhältnis ebnen soll.
"Leider sind nur wenige Betriebe und Firmen bereit, die praktische Schulung zu tragen", bedauert die IHK- Expertin. Denn für die ist die oft intensive Betreuung eine Herausforderung. "Die Lerndefizite sind immer spürbar", erklärt der Bergneustädter Rewe- Filialleiter Kai Knappe. Für ihn sind die "speziellen Azubis" jedoch heute ebenso eine Selbstverständlichkeit wie für Christian Seifert, Geschäftsführer des Bergneustädter Trinkgut-Markts. "Wir geben ihnen gerne ene Chance- und sind bisher nicht enttäuscht worden", sagt Seifert.

Ansprechpartner für interessierte Jugendliche sind die Berufsberater der Arbeitsagentur, welche auch die variable, am Elterneinkommen orientierte Ausbildungsvergütung bezahlt.